Tora-no-ko-watashi
Der Trockengarten des Ryoan-ji wird häufig als Tora-no-ko-watashi verstanden: Die Flußüberquerung der Tigerjungen.
Hierbei handelt es sich um eine chinesische Legende in der eine Tigermutter Drillinge zur Welt bringt, wobei sich eines der Jungen als Leopard entpuppt, der seine Geschwister frißt, sobald er mit Ihnen alleine gelassen wird. An einem Fluß angekommen muß eine solche Tigerin ihre Jungen herübertragen. Damit der Leopardenjungen die anderen nicht frißt, darf sie ihn mit den anderen beiden nicht alleine lassen, so daß sie zuerst den Leopardenjungen hinüberträgt. Danach holt sie einen Tigerjungen, bringt diesen über das Ufer, nur um dann wieder den Leopardenjungen mitzunehmen, um dann den zweiten Tigerjungen herüberzubringen, um zum Schluß dann wieder den Leopardenjungen zu holen, so daß alle wieder vereint sind.
Auch wenn diese Intention hinter der Gestaltung nicht ganz gesichert ist, so kann davon ausgegangen, daß zu Zeiten der Anlage dies eine gute Möglichkeit war, einer Gartengestaltung ein Motiv zu geben, ohne daß ein Wasserfall vorhanden ist. Die Geschichte hat nämlich im Buddhismus eine herausragende Stellung, fungiert sie doch als Ermahnung trotz unüberwindlich scheinender Schwierigkeiten das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und dient als Veranschaulichung der Gutherzigkeit Buddhas, der sich in der Fürsorge der Tigermutter ausdrückt auch das Leopardenjungen mitzunehmen.
Ryoan-ji, Kyoto 22)