Schloßgarten Schleißheim
Es ist das erste mal, daß ich bewußt einen Barockgarten aufgesucht habe. Zwischen Oberschleißheim und seinem Ortsteil Lustheim gelegen, ist es mit der besterhaltenste französische Garten in Deutschland. Ich habe Glück, das in meiner Nähe zu haben, denn es ist eines der wenigen, in seiner Ursprungsform erhaltenen Exemplare weit und breit. Die meisten Barockgärten wurden nämlich im Laufe des 19. Jahrhunderts in Landschaftsparks umgewandelt.
Auffallend war die strikte Geometrie bereits beim Hereingehen in die Anlage vonseiten des Schlosses Lustheim. Wege gesäumt von strikt hintereinander gepflanzten Bäumen, meist Eichen oder Feldahorne, führen zum zentral gelegenen Gebäude. Außenrum kreisförmig befindet sich der Ringkanal. Der große Kanal verbindet Schloß Lustheim mit dem größeren Ensemble rund um Schloß Schleißheim.
Die Kaskade ist im Winterhalbjahr abgeschaltet, und auch die Blüten der Parterre sind gerade erst im Kommen. Und doch ist die Anlage der Kieswege ein Mysterium für sich. Schier ewig lang schien sich der Gang entlang des Mittelkanals zu ziehen. Zur anderen Seite immer das Boskett, welches zwar diverse verschiedene Baumarten in verschiedenen Größen aufweist, dabei aber genauso von diagonalen Wegen und Hainbuchen-Formhecken strukturiert wird.
Es hat eine beruhigende Wirkung auf dem Gelände zu wandeln. Die klare Struktur der Umgebung läßt Raum für einen selber da, viel mehr, als es in einem Wald wäre. Nichts Unbekanntes auf das sich das Auge neu einstellen muß, sondern klare Ordnung, klare Richtungen, was dazu führt, daß man sich entspannt, sich keinen Kopf macht, wohin man denn als nächstes zu gehen hat. Die Richtung ist meist vorgegeben, drückt sich aber auch nicht auf.
Meine vorhergehende Vermutung der Eintönigkeit bewahrheitet sich nicht. Die Alleen erzeugen nämlich in ihrer Geradlinigkeit eine Stütze, eine zuverlässige Orientierung. Das erzeugt Vertrauen und Zuversicht. Besonders die abgeschiedenen, schattigen Wege entlang des Seitenkanals mitsamt der Baumreihen geben einem ein Gefühl der Heimseligkeit. Viel mehr als die offenen, weiten Plätze bei den Bassins oder vor den Gebäuden, die auch ein Gefühl der Verlorenheit bewirken können.
Es ist ein Platz der vor Leben wimmelt. Nicht nur die Kraftlinien des Wegesystems leiten Energie, sondern vor allem das Wasser spielt hier eine entscheidende Rolle, weil es langsam aber kontinuierlich fließt. Deswegen sind neben Schwänen und Enten, wie ich gestern entdeckt habe, auch Biber in den Gewässern heimisch geworden. Auch Mäuse verstecken sich in den Wurzelsystemen der Bäume. Die positive Energie des Bauwerks zeigt sich eben auch darin.